Infomail Wissenschaft – Nr. 3 / Mai 2019

INHALT:

Leise Stimmen hört man nicht. Rhetorik-Training für Studentinnen in Uganda als Demokratie- und Konflikttraining von Harald A. Friedl/FH JOANNEUM Bad Gleichenberg
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Community Based Tourism als Zukunftschance für junge Menschen in Gambia Interview mit Isatou Foon; geführt von Cornelia Kühhas/NFI
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Gorilla-Schutz durch gestärkte Frauen? Ein Pilot-Projekt für innovatives Schutzgebiets-Management der FH JOANNEUM und der Nkumba-Universität Entebbe, Uganda von Harald A. Friedl/FH JOANNEUM Bad Gleichenberg
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Tourismus in Senegal und Gambia – lokale Initiativen und das Engagement von Frauen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung Eindrücke und Erfahrungen von Ingeborg Pint, die seit 15 Jahren als Reiseleiterin in Afrika unterwegs ist
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Durch Selbstbestimmung unterwegs zur Unabhängigkeit daheim? Von der Emanzipation allein reisender Frauen von Marie-Luise Buchinger & Harald A. Friedl
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Frauen stärken als Königsweg zu einer nachhaltigeren Welt? ... Ein Diskurs zwischen Harald A. Friedl/FH JOANNEUM Bad Gleichenberg und Cornelia Kühhas/NFI
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Leise Stimmen hört man nicht.

Rhetorik-Training für Studentinnen in Uganda als Demokratie- und Konflikttraining

von Harald A. Friedl, Professor für Nachhaltigkeit und Ethik im Tourismus am Institut für Gesundheit und Tourismus Management der FH JOANNEUM Bad Gleichenberg

 

Uganda Stimmtraining
Photo: Harald A. Friedl

 

Was braucht „frau“, um sich – wo auch immer in der Welt – durchsetzen zu können? Eine eigene, gut reflektierte Meinung, klar, doch ohne Fähigkeit, die eigene Stimme auch konkret zu erheben, um diese Meinung für alle hörbar zu verlautbaren, geht gar nichts. Dies zeigt sich in Ländern wie im zentralafrikanischen Uganda, wo junge Menschen generell zur schweigsamen Autoritätshörigkeit erzogen werden. Erst recht gilt dies für junge Mädchen. Dagegen kann etwas getan werden, etwa durch Schrei- und Rhetoriktrainings …


In die Welt hinaus zu gehen, um Abenteuer zu erleben, den Horizont zu erweitern, sich Eigenständigkeit und interkulturelle Kompetenzen anzueignen, aber auch gute Karten für zukünftige Vorstellungsgespräche zu erwerben … Für Studierende sind dies zentrale Motive für den Antritt eines Auslandssemesters, bei massiv steigender Nachfrage. Sogar die konkrete Entscheidung für einen Studienzweig hängt mittlerweile mehr von der Dichte des Netzes an Partner-Universitäten ab als vom konkreten Studieninhalt. Der Ausbau solcher internationaleren Partnerschaften ist darum wesentlicher Bestandteil einer modernen Standort-Politik jeder Hochschule, wie auch der FH JOANNEUM. Maßnahmen dafür fördert die Europäische Union großzügig, etwa in Gestalt von kurzfristigen Gastprofessuren an potenziellen Universitäten.

Zu diesem Zweck besuchte vergangenen Februar, kurz vor Anbruch der Regenzeit, der Autor Harald Friedl die Nkumba University in Entebbe am Lake Victoria. Der Professor für Nachhaltigkeit im Tourismus am Institut für Gesundheit und Tourismusmanagement sollte dort, an der Quelle des Nils, Tourismusethik unterrichten. Am Ufer des zweitgrößten Süßwasser-Sees der Welt hatten die einstigen britischen Kolonialherren ihre Verwaltungszentrale für das Land „Uganda“ gegründet, das Churchill einst die „Perle Afrikas“ genannt hatte. Auch heute noch weist Entebbe dank der ständig wehenden, frischen Brise vom See her eine besonders hohe Lebensqualität auf, was Lehren und Studieren trotz tropischer Temperaturen erträglich macht.

Für seine zweiwöchige Lehrtätigkeit hatte der Philosoph und Jurist Friedl umfassende Grundlagen der Ethik und des Konfliktmanagements vorbereitet. Nach zwölf Theorie-Stunden, so der ausgefeilte Plan, sollten die Studierenden miteinander „ihre“ persönlichen Ziele und Projekte für „ihre Gemeinde“ ausdiskutieren und gemeinsam entscheiden. Den organisatorischen Rahmen dafür sollte die wohldurchdachte Simulation einer Gemeinderatssitzung liefern, wie sie bereits in vier Ländern erfolgreich realisiert und auch mehrfach preisgekrönt worden war. Alles war bestens vorbereitet für den Auftritt in der „School of Science“…

School of Science
Photo: Harald A. Friedl


... doch scheiterte die Umsetzung an einigen grundlegenden Rahmenbedingungen. So war zunächst kein Beamer zur Vortragsunterstützung aufzutreiben, gab es doch an der gesamten Universität lediglich drei Projektionsgeräte. Anhand dieser rudimentären Ausstattung machte sich im Unterricht konkret bemerkbar, dass Uganda zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Doch wozu Beamer, wenn es Kreide gibt, um Thesen an die Tafel zu schreiben und zu diskutieren. Nur: diskutieren mit wem?

Denn wurde eine Frage in die Runde der 29 Studierenden geworfen, folgte unweigerlich intensives … Schweigen. Erst mehrmalige Ermunterung ließ eine zaghaft erhobene Hand in die Höhe wandern, was jedoch erst das eigentliche Problem mit ugandischen Studierenden offenbarte: Kein Wort war zu hören! Die aufgerufene Person bewegte zwar sichtbar die Lippen, identifizierbare Laute waren jedoch nicht zu erhaschen. Daran änderte sich auch nichts, wenn der Lehrende näher an die Betreffenden herantrat. Die geflüsterten Antworten blieben unterhalb der akustischen Wahrnehmungsschwelle eines 50-jährigen Ohrs. Mehr an Volumen war jedoch aus den Studierenden – einige große, laute, junge Männer ausgenommen – nicht herauszuholen.

Historische Last
Das Land Uganda hatte bis in die 1990er-Jahre äußerst schwierige politische Zeiten zu bewältigen. Historisch legendär sind die blutigen Geschichten um den Tyrannen Idi Amin, dessen Nachfolger Obote ihm in Sachen Gewalt um nichts nachstand. Erst unter dem gewählten Präsidenten Yoweri Kaguta Museveni fand das tropische Land zu weitgehender sozialer Stabilität, jedoch für den Preis ausgeprägter Korruption und einer rein formalen Demokratie. Denn Museveni wurde 2016 zum 6. Mal in seinem Amt bestätigt und blickt mittlerweile auf 35 Amtsjahre als Präsident zurück …

Diese de-facto-Diktatur hat Auswirkungen auf die gesellschaftliche Werteentwicklung eines Landes. Wo militärische Macht als Stärke zählt, haben Argumente und das gesprochene Wort einen schweren Stand. Dies gilt erst recht für Frauen in Uganda. Doch zeigt sich sogar in solchen westlichen Ländern, die sich formal zur „Gleichberechtigung“ der Geschlechter bekennen, dass der Aufstieg von Frauen in Machtpositionen ohne entsprechende Zielstrebigkeit und den Willen zum Kampf erfolglos bleibt. Denn ohne klar erkennbar kämpferisches Auftreten wird eine mögliche Anhängerschaft im Zweifel verharren, ob eine Kandidatin sich als „Leader“ überhaupt durchsetzen könne. Dabei ist eines der wichtigsten Instrumente eine feste, klare und kräftige Stimme. Denn wessen Stimme ungehört bleibt, der erlangt keine Stimme …

Stimmtraining
Photo: Harald A. Friedl

Die Macht der Stimme
Leises Sprechen gilt somit als Ausdruck einer sozialen Prägung mit dem Ziel, möglichst wenig aufzufallen. Doch werden Studierende in einem armen Land wie Uganda als zukünftige AkademikerInnen zur geistigen Elite zählen. In dieser Rolle tragen Studierende nicht nur die Verantwortung, ihr Wissen nach Studienabschluss für das Wohl ihres Landes zu nutzen. Mindestens genauso wichtig ist auch die Bereitschaft zur aktiven Wahrnehmung dieser Verantwortung durch couragiertes, aktives Eintreten für alternative, möglichst nachhaltige Positionen: mit einer kräftigen, hörbaren Stimme.

So wurde dem Autor klar: Was also hilft die beste Ethiktheorie, wenn die teilnehmenden Studierenden sich vor Wortmeldungen fürchten? Daraufhin wurde das didaktische Konzept radikal modifiziert und auf Stimmtraining ausgerichtet: Zunächst übten die Studierenden im Chor einzelne Textpassagen, um diese immer lauter vorzutragen und bald lustvoll zu brüllen. Im nächsten Schritt folgten Einzeltrainings, mit hohen Wiederholungszahlen. Denn Wiederholungen führen zu Gewöhnung, was wiederum das Gefühl der Angst vor dem einstmals ungewohnten öffentlichen Auftritt zunehmend schwinden lässt.

Stimmtraining
Photo: Harald A. Friedl

Als Höhepunkt wurden Studentinnen eingeladen, sich vor einem großen Kollegen aufzubauen und ihn mit folgenden Worten anzuschreien: „Du bist jetzt endlich still, hörst mir zu und lässt mich ausreden, ist das klar?“ Eine sehr klein gewachsene junge Dame, die sich wacker dieser Übung gestellt und ihre Botschaft fast schon „gebrüllt“ hatte, meinte auf die Frage nach ihrem Befinden anschließend: „Ich fühle mich so unglaublich frei und stark!“

Kraftvolles Auftreten
Photo: Harald A. Friedl

Nach diesem praktischen Stimmtraining konnte endlich der Diskussionsprozess gestartet werden. Besonders erfreulich dabei war die mehrheitliche Übernahme des Plenar-Vorsitzes durch Damen. Denn Leadership lernen kann man nur durch praktische Übung – je häufiger, desto besser.

Nach zwölf Stunden intensiver Streitgespräche, Koalitionsverhandlungen und Abstimmungen wurden die 29 Studierenden in einer abschließenden Feedback-Runde nach ihren Lerneffekten von dieser Lehrveranstaltung befragt. Die häufigste Antwort lautete: mehr Selbstsicherheit, mehr Mut zur Verteidigung der eigenen Meinung und die Erkenntnis, wie wichtig gute Argumente und eine laute Stimme sei …

 


 

Community Based Tourism als Zukunftschance für junge Menschen in Gambia

Gambia gehört zu den weltweit am wenigsten entwickelten Ländern. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft und der Tourismus. 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt, die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Armut und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten sind einer der Hauptgründe, warum immer mehr – vor allem junge – Menschen das Land verlassen.

Die Initiative Youth Empowerment Project (YEP) möchte die Zukunftschancen insbesondere für junge Menschen im Land verbessern. YEP verfolgt einen marktorientierten Ansatz und zielt darauf ab, die bestehenden Systeme, Strukturen und Dienstleistungen der Jugendförderung zu stärken, um Arbeitsplätze zu schaffen. Ziel ist es, die Fähigkeiten der Jugendlichen entsprechend den Marktanforderungen zu verbessern. Das Projekt bietet Jugendlichen, die an einem Einstieg in die gewerbliche Landwirtschaft, in den Dienstleistungssektor oder in den Tourismus interessiert sind, neue Berufschancen und damit Zukunftsperspektiven.

Ein Schwerpunkt ist die Ausbildung von jungen Frauen und Männern als „Community Based Tourism TrainerInnen“. ISATOU FOON ist die erste junge Frau, die diese Ausbildung erfolgreich absolviert hat. Im Interview spricht sie über ihre Motivation und ihre Ziele:

Ich bin Isatou Foon, 23 Jahre alt. Aufgewachsen bin ich in Janjanbureh, in Gambia. Ich habe ein Diplom in Informatik und auch eine Ausbildung in Kommunikationswissenschaft abgeschlossen. Ich bin die weibliche Vertreterin unseres regionalen Jugendausschusses – und eine Feministin.

Foto: YEP/Isatou Foon
Foto: YEP/Isatou Foon

Warum bist du Community Based Tourism (CBT)-Trainerin in Janjanbureh geworden? Und was genau ist die Aufgabe einer CBT-Trainerin?
Ich bin CBT-Trainerin geworden, weil ich mich in der Jugendarbeit engagiere und weil ich die Arbeit mit den Dorfgemeinschaften liebe; auch als Reiseleiterin habe ich schon einiges dazu beigetragen. Als CBT-Trainerin möchte ich den Kommunen die Bedeutung und Auswirkungen des Tourismus aufzeigen, und welche Vorteile er für sie bringen kann.

Du warst Teil des Teams, das die CBT-Pilotprojekte in Jamali und Tabanani initiiert hat. Worum geht es bei diesen Projekten? Kannst du den Ablauf des Projektes skizzieren? Und was genau ist deine Aufgabe?
Das Projekt zielt in erster Linie darauf ab, Jobs für junge Menschen zu schaffen; aber es geht noch weiter: Es werden Frauen und Männer gleichermaßen einbezogen, wir entwickeln Community Based Tourism so, dass die gesamte Gemeinschaft von den Einnahmen profitiert. Wir haben junge Menschen als ReiseleiterInnen ausgebildet; Köche wurden geschult, um die Gäste während der Touren gut zu verpflegen; wir haben auch KünstlerInnen eingebunden, um ihnen die Möglichkeit haben, ihre Produkte im Rahmen der Touren zu präsentieren; die TeilnehmerInnen wurden auch darin geschult, ihre Produkte zu vermarkten und auch die Buchhaltung zu führen.
Im Mittelpunkt der Schulungen stehen die 3 C – confident, clear, caring (selbstbewusst, klar, einfühlsam) und die 3 S – saftety, story, service (Sicherheit, Geschichte, Service).

Haben die Projekte schon etwas in der Region bewirkt bzw. verändert? Gibt es schon erste Erfolge zu verzeichnen?
Wir haben tatsächlich etwas geschafft, was vorher nicht möglich war: Junge Frauen – zwei aus Jamali und zwei aus Janjanbureh – arbeiten, mit Unterstützung ihrer Familien, als Reiseleiterinnen! Und wir sehen auch, dass junge Menschen in ihren Dörfern bleiben, weil sie durch den Tourismus Zukunftschancen für sich sehen.

Du bist die erste Frau, die CBT-Trainerin ist. Wie können Frauen deiner Meinung nach zu einer nachhaltigen Entwicklung des Tourismus in Gambia beitragen? Und wie siehst du deine Rolle?
Als erste weibliche CBT-Trainerin kann ich die dörflichen Gemeinschaften unterstützen, die bisherigen Erfahrungen mit dem Tourismus zu nutzen und Einkommen zu schaffen. Ich bin stolz darauf, dazu beizutragen, dass andere junge Männer, Frauen und die Menschen in den Dörfern mehr über den Tourismus in meinem Land erfahren.

Wenn du 5 Jahre in die Zukunft blickst: Wie glaubst du, sieht der Tourismus hier in der Region aus? Und was wird dein Beitrag sein?
In fünf Jahren kann ich sehen, dass sich viele Dorfgemeinschaften durch das Einkommen, das sie aus dem Tourismus generieren, gut entwickeln und dass auch die Menschen nicht mehr vom Land in die Stadt flüchten müssen, weil sie in ihren Dörfern keine Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Mein Beitrag dazu wird mein unermüdlicher inspirierender Geist sein, mehr junge Menschen, insbesondere Frauen, in Community Based Tourism einzubinden, um den Gemeinschaften zu helfen.

(Das Interview wurde im April 2019 geführt.)


Mehr über die Trainings von YEP
JustAct Gambia
 

Das Interview auf Englisch finden Sie im tourism_LOG der NFI: ---->

 


Gorilla-Schutz durch gestärkte Frauen?

Eine Pilot-Projekt für innovatives Schutzgebiets-Management der FH JOANNEUM und der Nkumba-Universität Entebbe, Uganda

von Harald A. Friedl, Professor für Nachhaltigkeit und Ethik im Tourismus am Institut für Gesundheit und Tourismus Management der FH JOANNEUM Bad Gleichenberg

NP Ruwenzori
Photo: Harald A. Friedl

Was haben Bäuerinnen und Mütter in Uganda mit Wildnis-Schutz zu tun? Eine ganze Menge, denn ein altes Sprichwort sagt: „Erst gehen die Frauen, dann stirbt die Region …“ Neuere Forschungen zur Nachhaltigkeit von Naturschutzgebieten zeigen deutlich die verstrickten Wechselwirkungen zwischen den Bedürfnissen von Frauen in Anrainergemeinden einerseits und den „Bedürfnissen“ des zu bewahrenden Ökosystems andererseits. Der wichtigste Ansatz dabei: Nur wer von einer Sache profitiert, wird darauf auch Acht geben. „Nachhaltigen Wildnis-Schutz durch Frauenförderung“ – diesen innovativen Ansatz für Nationalparks in Ostafrika verfolgt derzeit die FH JOANNEUM bei der Entwicklung eines Erasmus+-Projekts gemeinsam mit der Nkumba-Universität in Uganda.

„Partizipation von Stakeholdern“ war im Naturschutz vor 40 Jahren noch etwas völlig Abwegiges. Damals galt die Konservierung als „Chefsache“ für Experten, während die Anrainer im günstigsten Falle als exotischer Zusatznutzen für Naturtouristen geduldet waren. In der Regel aber wurde die Bevölkerung schlicht als Störenfriede betrachtet, die Kosten für Sicherheitspersonal verursachten. Warum sich diese Top-Down-Philosophie der „Expertokratie“ hin zu einem systemisch-integrativen Verständnis von Naturschutz-Management wandelte, hat viele Ursachen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und damit das Scheitern eines zentralistischen Steuerungsansatzes mochte dazu ebenso beigetragen haben wie die zunehmende Kommerzialisierung und Tourismusmarkt-Orientierung von Nationalparks. Dies führte über die Evaluierung von Kostenfaktoren zur Einsicht in die bisherige Fehleinschätzung der Rolle von Anrainern. Denn es erwies sich als viel teurer und ohnehin höchst ineffektiv, betroffene Anrainer-Bevölkerung durch Sicherheitspersonal von Wilderei und illegaler Rodung in Schutzgebieten abzuhalten, als in deren Zusammenarbeit zu investieren.

Dies wirft ein Licht auf die dritte Ursache für den Wandel der Philosophie im Schutzgebiets-Managements: das zunehmende Einsickern von konstruktivistischen und systemischen Ansätzen in klassische Management-Themen wie die Steuerung von Organisationen. Hier spricht man mittlerweile von „Leadership“, „Network-Development“ und „Stakeholder-Empowerment“. Ob Natur oder Gesellschaften – solche „Dinge“ werden mehr und mehr als komplexe Systeme mit vielschichtigen Wechselwirkungen verstanden. Will man aus heutiger Sicht in diesem „Feld“ etwas verändern, muss man sich die wirkenden Rahmenbedingungen, die unterschiedlichen Betroffenen und die konkreten Zusammenhänge zwischen diesen „Playern“ ansehen und modellieren. Auf diesem Weg lernt man ein solches System langsam zu „verstehen“ und sinnvolle, wirksame Interventionszonen zu identifizieren.
Wenn etwa Frauen im Umfeld eines Nationalparks Holz schlagen, weil sie dringend Einkommen benötigen, um ihre Familien ernähren zu können, so wäre die naheliegende, jedoch kurzsichtige Idee die „Jobschaffung für Frauen“. Wenn bei näherem Nachfragen jedoch zutage tritt, dass die zur Selbstversorgung gepflegten Gärten der Frauen von Wildtieren verwüstet wurden, wird offensichtlich: das ist eine Kernaufgabe des Park-Managements.

NP Ruanda
Photo: Harald A. Friedl

Hier muss in größeren Zusammenhängen gedacht und entwickelt werden. „Nachhaltiger“ Naturschutz, insbesondere in dicht besiedelten Ländern wie Uganda, muss sich zunehmend den wachsenden Herausforderungen des Zusammenlebens von Mensch und „Wildnis“ stellen. Sich verändernde Bedürfnisse müssen erfasst, verstanden und in tragfähige Beziehung zu den Möglichkeiten und Belastungsgrenzen des geschützten Ökosystems gesetzt werden. Anders formuliert, bedarf es Schutzgebiet-Managern heute – über botanische, ökologische und wirtschaftliche Kenntnisse hinaus – immer mehr an Kompetenzen für den verstehenden Umgang mit dynamischen Gesellschaften. Sie müssen auch Controller, Touristiker, Marketing-Experte, Politologe, Soziologe und Psychologe sein … und nunmehr auch Gender-Experte!

Es mag plakativ klingen, doch ohne Frauen geht in der langfristigen Zusammenarbeit mit Anrainer-Gemeinden gar nichts mehr. Es sind die Frauen, die in ländlichen, traditionell geprägten Regionen für den sozialen Zusammenhalt sorgen. In ihren Händen liegt die Reproduktion und Versorgung der Familie, vor allem aber liegt in ihren Händen die Erziehung und Prägung der Kinder – und damit die Einstellung der zukünftigen „Stakeholder-Generation“. Will man unter den Menschen ein nachhaltig wirkendes Verständnis für die Bedeutung von Schutzgebieten verankern, so muss man die Frauen erreichen, indem diese spürbar von eben diesen Schutzgebieten profitieren. Durch die Stärkung der Frauen in ihren Kompetenzen im Bereich der Gesundheitsvorsorge, des Gartenbaus und besonders auch der wirtschaftlichen Grundlagen kann die Lebensqualität der Familien spürbar gesteigert werden. Durch die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung von Handwerkstraditionen können etwa attraktive Produkte für Touristen gestaltet und zum Verkauf angeboten werden …

Frauen verkaufen an Reisende
Photo: Harald A. Friedl

… was wiederum funktionierenden Tourismus voraussetzt. Touristen lieben „unberührte“ Wildnis in einem friedlichen, sicheren Umfeld. Soziale Stabilität ist darum entscheidend für eine nachhaltige Nutzung der Ressource „Tourismus“. Eben diese soziale Stabilität wird freilich dann am wahrscheinlichsten gefördert und gestärkt, wenn die Anrainer spürbar vom Tourismus – und damit indirekt vom Naturschutz – profitieren. Denn auf diesem Umweg wird das Schutzgebiet plötzlich zum erweiterten „Garten“ der Familien, indem dieser, wenn auch über fünf Ecken, zum Familieneinkommen beiträgt. Eine Win-Win-Situation!

Kompetenzzentren für integratives Nationalpark-Management
Soweit die Theorie, welche die FH JOANNEUM gemeinsam mit der Nkumba-Universität in Entebbe, Uganda, sowie weiteren Partner-Universitäten in Südost-Uganda und im benachbarten Ruanda in den nächsten Jahren umzusetzen plant. Dazu sollen für den Ruwenzori-Nationalpark im Grenzgebiet Ugandas zum Kongo oder für den Magahinga Gorilla Nationalpark an der Grenze zu Ruanda Kompetenzzentren für integratives Nationalpark-Management entwickeln werden. Dafür sollen potenzielle Trainer für frauenspezifische Themen im Umfeld von Schutzgebieten qualifiziert werden, um in Zukunft selbst Frauen in den Bereichen Hygiene und Gartenbau, Entrepreneurship und Tourismus, sowie Networking und Verhandlungstechniken zu schulen.

Headquarter
Photo: Harald A. Friedl

Wir haben die Vision, aus dem Zusammenspiel von Menschen und Schutzgebieten blühende Gärten zu entwickeln, die in gegenseitiger Wertschätzung und achtsamer Nutzung nachhaltig gedeihen. Der Weg dorthin ist freilich noch weit. Derzeit werden über die Nkumba Universität die Kooperationsnetzwerke in Ostafrika aufgebaut, während das Team der FH JOANNEUM Finanzierungsmöglichkeiten über das Erasmus+-Programm der EU ausgelotet und qualifizierte Europäische Partner anwirbt. Dass ein solch ambitioniertes Projekt funktionieren kann, zeigen die Erfolge des laufenden Erasmus+-Projekts „TOURIST“ der FH JOANNEUM zum Aufbau von Kompetenzzentren für nachhaltigen Tourismus in Vietnam und Thailand (wir berichteten im Info-Mail Wissenschaft 01-2018).

Trekking Kunde
Photo: Harald A. Friedl


Tourismus in Senegal und Gambia – lokale Initiativen und das Engagement von Frauen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung

Eindrücke und Erfahrungen von Ingeborg Pint, die seit 15 Jahren als Reiseleiterin in Afrika unterwegs ist

Ingeborg Pint ist diplomierte Dolmetscherin für Französisch und ehemalige Projektkoordinatorin für „Landschaften des Jahres“ der Naturfreunde Internationale (NFI) und derzeit ehrenamtliche Afrikareferentin der NFI. Ingeborg ist für die aktuelle Landschaft des Jahres „Senegal/Gambia“ beratend tätig. Sie begleitet auch regelmäßig Naturfreunde-Projektreisen nach Afrika, vor allem nach Senegal und Gambia.

Ingeborg Pint
Photo: Ingeborg Pint

Ingeborg, du bist seit 15 Jahren als Reiseleiterin in Afrika unterwegs, insbesondere in Senegal und Gambia ...
Meine (ehrenamtliche) Tätigkeit als Gruppenbegleiterin im Rahmen der Naturfreundeorganisation (internationale Gruppen sowie Gruppen der Naturfreunde Deutschland und Österreich) hat sich seit etwa zehn Jahren auf Senegal und neuerdings auf Gambia konzentriert, vor allem im Zusammenhang mit dem Projekt der Naturfreunde Internationale „Landschaft des Jahres“ (siehe dazu auch weiter unten).

Du bist mit Naturfreunde-Gruppen unterwegs und hier stehen neben dem Erleben der kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Schönheiten auch das Kennenlernen der lokalen Kultur und der Kontakt mit den Menschen vor Ort im Vordergrund.
Das stimmt. Es handelt sich bei unseren Besuchen nicht um kommerzielle Reisen, keine europäische Naturfreundeorganisation verdient daran. Unsere afrikanischen BegleiterInnen erhalten ein Taschengeld. Die Touren haben zum Ziel, Begegnungen zwischen EuropäerInnen und AfrikanerInnen zu ermöglichen, die Programme werden gemeinschaftlich mit den afrikanischen Naturfreunden und ihren Partnern vor Ort erarbeitet. Im Vordergrund stehen Besuche in Dörfern, bei Frauenkooperativen, landwirtschaftlichen Projekten, an Schulen, bei Handwerkern. Wir arbeiten auch hin und wieder gemeinsam in Baumschulen und führen Aktionen mit der Dorfbevölkerung durch. Für die Besuchten bedeutet dies einerseits Wertschätzung, andererseits auch ein kleines Einkommen durch unsere Beiträge zu Schul- oder Dorfprojekten. Natürlich lernen wir auch die Landschaften und ihre Besonderheiten und das kulturelle Angebot kennen.

Landschaft des Jahres
Photo: Gernot Henn

Wie hat sich denn der Tourismus bzw. die Möglichkeiten, die Länder zu bereisen, aus deiner Sicht verändert?
Grundsätzlich denke ich, dass die Reisebedingungen in Senegal sich nicht wesentlich verändert haben. Die Bevölkerung war immer und ist nach wie vor Reisenden gegenüber sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. Senegal ist ein politisch stabiles und sicheres afrikanisches Land und schon deswegen perfekt für Tourismus geeignet, nicht nur in den streng bewachten Resorts an der Küste, sondern auch und besonders im Landesinnern.
In den letzten Jahren verbesserte Infrastrukturen (Straßen, bessere Fährverbindungen und eine neue Brücke zwischen Senegal und Gambia) erleichtern das Reisen. In Gambia reist man jetzt etwas leichter als zur Zeit des Jammeh-Regimes, weil nach und nach die unzähligen lästigen „police stops“ am Straßenrand wegfallen.

Wie sehen die Menschen den Tourismus bzw. die Bedeutung des Tourismus für sie selbst und ihre Rolle darin?
Senegal und Gambia sind „leichte“ Reiseländer. Für viele Menschen ist die Arbeit im Tourismus eine wichtige Einkommensquelle, sie sehen den Tourismus daher positiv. Ich kann mich nicht erinnern, dass im Tourismus Beschäftigte oder auch Menschen, denen man auf der Straße begegnet, je unfreundlich zu mir/zu uns gewesen wären. Da ich die großen Hotelanlagen am Atlantik nicht kenne, kann ich nicht sagen, wie die Lage in diesen Zentren des Massentourismus ist. In den von uns frequentierten Camps und Hotels arbeiten jedenfalls ausschließlich Einheimische, wenn auch die Anlagen oft in europäischem (französischem, belgischem, britischem …) Besitz sind.

Negativ wird von Einheimischen oft angemerkt, dass die meisten TouristInnen, die z.B. zu Nationalparks unterwegs sind, sich nur für die Natur, aber nicht für die dort lebenden Menschen interessieren. Sie würden sich wünschen, dass man nicht bloß durch die Dörfer durchfährt, sondern auch mal anhält, um sich von den Lebensbedingungen und Sorgen der Menschen ein Bild zu machen und etwas Zeit mit ihnen zu verbringen. Erleichtert wird das bei den von mir begleiteten Reisen dadurch, dass immer einige afrikanische BegleiterInnen bei uns sind und als „Türöffner“ fungieren, wenn nicht sowieso der Dorfbesuch der „Programmpunkt“ ist.

Welche Bedeutung hat der Tourismus für Senegal?
Der Tourismus spielt in Senegal eine große Rolle, nach dem Fischfang ist er der zweitwichtigste Devisenbringer und der zweitgrößte Arbeitgeber nach der Landwirtschaft. Allerdings haben in den letzten Jahren einige Faktoren zu teilweise dramatischen Rückgängen im Tourismus beigetragen:

  • die durch Ebola ausgelösten Ängste (in Senegal gab es einen einzigen, „importierten“ Ebolafall, der schnell und kompetent gemanagt wurde!). Bei einer von mir begleiteten Reise 2015 waren touristische Hotspots, wie z. B. die Hotels im Saloumdelta, menschenleer;
  • die zunehmende generelle Angst vor islamistischen Anschlägen, wobei auch hier in Senegal noch kein einziger Fall zu verzeichnen war;
  • die immer noch als unsicher geltende Casamance im Süden Senegals hat nach wie vor Einbußen zu verzeichnen, zahlreiche Hotelanlagen sind seit einigen Jahren geschlossen.

Die Rolle der Medien wird bezüglich all dieser Aspekte von Akteuren der Hotellerie und der Gastronomie sehr kritisch gesehen, da die Berichterstattung vielfach als Panikmache und übertrieben erscheint.

Ein weiteres Phänomen, das durchaus dramatisch ist, ist die durch den Klimawandel bedingte Küstenerosion, die weite Bereiche der touristisch genutzten Strände betrifft, wie etwa in der Kulturstadt Saint-Louis im Norden des Landes und im Gebiet um Saly an der „Petite Côte“, der Hochburg des Massentourismus. Bereits vor einigen Jahren mussten wir feststellen, dass von uns davor besuchte Anlagen bei Saint-Louis ein Opfer der Fluten geworden waren. Und die Entwicklungen schreiten voran.

Ein Manko ist in meinen Augen auch die unzureichende Sichtbarkeit Senegals als Reiseland in der Öffentlichkeit und in den traditionellen und modernen Medien. Abgesehen vom französischsprachigen Raum gibt es für die Destination Senegal kaum Werbung, und wenn doch, dann für Angebote des Massentourismus. Im „Forum anders reisen“ findet man für Senegal einen einzigen Anbieter (für Gambia übrigens gar keinen). Gerade „anders Reisende“ könnten gezielt angesprochen werden, da abgesehen vom Massentourismus an den Stränden das Land viel an Kultur, Natur, Traditionen, Erlebnismöglichkeiten zu bieten hat.

Nun wird seit mehreren Jahren vom senegalesischen Staat Einiges unternommen, um den Tourismus wieder anzukurbeln. So werden z.B. im Jahresbericht 2018 des senegalesischen Tourismusministeriums die für 2018 geplanten Maßnahmen beschrieben. Wenn auch Kultur- und Naturtourismus unter den zu fördernden Sektoren aufscheinen, betreffen die meisten Maßnahmen den Strandtourismus: so z.B. die Sanierung der Küstenbereiche um Saly und die Entwicklung einer neuen touristischen Großanlage, ebenfalls an der Petite Côte, in Pointe Sarène, mit einer Fläche von 110 ha, wo Luxushotels mit Golfplatz, Erlebnisparks, Jachthafen, Tierpark, etc. entstehen sollen; außerdem intensive Anstrengungen, um die in den letzten Jahrzehnten stark in Mitleidenschaft gezogenen Tourismusanlagen in der Casamance zu renovieren und sie leichter zugänglich zu machen. Für Ostsenegal sind gezielte Promotion-Maßnahmen geplant sowie eine Kreditlinie, die es Hotels ermöglichen soll, zu investieren. Wie weit diese Pläne wirklich laut Zeitplan umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Umweltschützer zeigen sich allerdings, trotz offenbar durchgeführter Umweltverträglichkeitsprüfungen, skeptisch hinsichtlich der tatsächlichen Folgen im Umwelt- und Sozialbereich.

Unter dem Titel „Mikro-Tourismus“ sollen Tourismusformen gefördert werden, die zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung und zum Ausgleich sozialer Ungleichheiten. So genannte „Mikrounternehmen“ sollen Kultur-, Sport- und Freizeitaktivitäten, Besuche bei Handwerkern anbieten, alles auf lokaler Ebene. Die Pilotphase dieses Programms soll bis 2023 laufen und, laut Tourismusministerium, sollen in dieser Zeit 17.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wie sehr spielen lokale Initiativen – wie Community Based Tourism – eine Rolle bei der Entwicklung einer touristischen Infrastruktur?
Wie schon gesagt, betreffen die geplanten Maßnahmen vor allem den Massentourismus an der Atlantikküste. Interessante Projekte, die zum „anders Reisen“ einladen, werden von lokalen Initiativen, NGOs, Frauengruppen, Dorfgemeinschaften etc. durchgeführt und bieten eine alternative touristische Infrastruktur. Ich möchte nur einige von den vielen Beispielen anführen, die ich selbst kennen gelernt habe:

In Senegal ist die Region Casamance auf diesem Gebiet beispielgebend gewesen. Hier wurde in den 1970er-Jahren der integrierte Dorftourismus entwickelt, mit engen Kontakten zwischen den dörflichen Gastgebern und ihren Gästen, die Wertschöpfung blieb dabei im Dorf, die Gäste wurden bei einem sensiblen Erleben von Natur und Kultur von den Dorfgemeinschaften begleitet. Als Folge der Casamance-Krise hatte diese Tourismusform starke Rückgänge zu verzeichnen. Man hört, dass nun – angesichts der Verbesserung der Sicherheitslage – wieder Anstrengungen unternommen werden, um diesen Tourismus wiederzubeleben.

Oft sind es Frauen, die sich in alternativen Tourismusprojekten engagieren und dabei auch soziale Ziele verfolgen. So z.B. in Bandafassi in Senegal, einem Dorf, das Ausgangspunkt für Wanderungen in die Dörfer der Ethnie der Bedick, ist: dort führt Léontine Keita das Campement Le Bedick, ein kleines Restaurant mit einigen Gästebungalows. Léontine hat sich ihren Wunsch selbstständig zu sein erfüllt, trotz familiärer Widerstände und schwieriger Lebensbedingungen, mit zwei Kindern und wenig Geld. Begonnen hat sie mit dem Restaurant und nach und nach – immer, wenn ein bisschen Geld vorhanden war – die Bungalows errichtet. Von den geringen Einnahmen aus dem Betrieb des Campement legt sie immer etwas weg für den weiteren Ausbau oder die Wartung der Anlage und auch für Aktivitäten mit den Dorffrauen – wunderbar der kleine Gemüsegarten mit den gepflegten und gut bewässerten Beeten. (Campement le Bédick, Bandafassi, Senegal: Tel.:+221 77 554 99 15)

Auch in Gambia gibt es Beispiele für einen „anderen Tourismus“, in Form einiger eco-lodges oder eco-tourism camps. Hier geht es nicht nur um respektvollen Umgang mit Natur, Umwelt und kulturellen Traditionen, sondern vor allem auch um faire Arbeitsbedingungen für Einheimische und Einbeziehung der Bevölkerung der Standorte. Dies ist zum Beispiel der Fall von Mama Africa“, im Fischerdorf Tanji. Die Künstlerin Isha Fofana hat mit ihrem einmaligen Art Center, ihrem exotischen Garten und den neun großzügigen, individuell gestalteten Gästehäusern eine einzigartige Atmosphäre geschaffen. Gleichzeitig ist Mama Africa ein gemeinnütziger Verein, der speziell Frauen und Mädchen in vielen Lebenslagen aktiv hilft und erfolgreich fördert. Wichtig ist es für Isha, den Frauen Bildung zu vermitteln, ihnen zu helfen, mit den Problemen des Alltags fertig zu werden, damit sie die Zukunft eigenständig meistern können. Der Schlüssel dazu ist, ein Umfeld für eine wirtschaftliche Selbstbestimmung für die Frauen zu gewährleisten.

Ähnlich sind die Anliegen der Women’s Initiative Gambia in Njaw, geleitet von Isatou Ceesay. Seit 1997 pflanzt die Gruppe Bäume, setzt sich für Jugend- und Frauenförderung und gesunde Ernährung ein und verarbeitet recyclingfähiges Material zu Produkten, die im eigenen Shop und außerhalb verkauft werden. Diese Produkte sprechen vor allem TouristInnen an. So schafft der Tourismus Einkommen für die in der Gruppe organisierten Frauen, auch wenn die Zielsetzungen der Initiative nicht explizit touristisch sind. In der „Sparkassa“ der Gruppe wird das erwirtschaftete Geld aufbewahrt, ein Teil für die Gruppe, ein Teil für den individuellen Bedarf.

Women Inititative Gambia
Photo: Gernot Henn

Ganz neu ist ein Projekt für gemeindebasierten Tourismus im gambischen Teil der Landschaft des Jahres. Zwei Dörfer – Jamali und Tabanani – wollen den Weg des „gemeindebasierten Tourismus“ einschlagen: Fünf jugendliche Mitglieder der NFI-Partnerorganisation JUST ACT wurden ausgebildet, um dieses Projekt vor Ort zu begleiten. Sie sind dabei, für die beiden Dörfer touristische Angebote zu entwickeln – und zwar, wie es der Idee des gemeindebasierten Tourismus entspricht, gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung und unter nachhaltiger Nutzung der lokalen Ressourcen. Die Grundidee ist, den Menschen vor Ort neue Einkommensquellen aus den Besuchen der Reisenden zu erschließen. Das Projekt bietet so auch jungen, speziell ausgebildeten Menschen Chancen, vor Ort sinnvolle Arbeit zu finden.  LINK ZU JUST ACT? (siehe dazu auch das Interview mit Isatou Foon, oben)

Die Grenzregion Senegal/Gambia ist von der Naturfreunde Internationale zur Landschaft des Jahres erklärt worden. Sie soll als Pilotprojekt der Naturfreundebewegung veranschaulichen, wie internationale Solidarität anhand konkreter Aktivitäten in der Region gelebt und nachhaltig verankert werden kann. Ein Schwerpunktthema ist die Förderung eines nachhaltigen Tourismus. Was sind aus deiner Sicht die bislang größten Erfolge?
Auf touristischem Gebiet sehe ich in Janjanbureh, dem gambischen Hauptort der Landschaft des Jahres, sehr positive Entwicklungen: Junge Frauen und Männer, die dafür ausgebildet wurden, führen BesucherInnen durch die Stadt und ihr Umland und erklären kompetent die Geschichte und Kultur. Diese Arbeit wird von mehreren (nationalen und internationalen) Institutionen konsequent gefördert und schafft Arbeitsplätze vor Ort. Eine besondere Rolle spielt dabei die Partnerorganisation der Naturfreunde, JUST ACT (Janjanbureh Uniting Sustainable Tourism and Community Training).

Ein besonderer Erfolg der Landschaft des Jahres ist natürlich die Wiederbelebung des traditionellen Kankurang-Festivals in Janjanbureh, das einer Figur aus der Mandinga-Tradition gewidmet ist und ein Wochenende lang Veranstaltungen anbietet, die es ermöglichen, sich ein Bild von einem Element afrikanischer Kultur an der Schnittstelle von Tradition und Moderne zu machen. (mehr dazu im Artikel „Das Kankurang-Festival in Janjanbureh“ im tourism_LOG der NFI --->)

Zimba
Photo: Dieter Pfeifle

Was waren deine schönsten Begegnungen bzw. Erlebnisse? Welche Begegnungen und Erlebnisse sind dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Ich habe in Senegal (und neuerdings auch in Gambia) so viel Schönes erlebt, dass es schwer ist, eine Auswahl zu treffen. Besondere Freude bereiten immer die Treffen mit engagierten Jugendlichen, die sich an ihren Schulen und außerhalb (mit oder ohne Unterstützung von Naturfreunde-Organisationen) für Umweltschutz einsetzen. Ganz besondere Erlebnisse sind auch immer wieder die Treffen mit den „Gemüsebäuerinnen von Kamb“, einem Dorf an der Peripherie Dakars, wo eine Gruppe von Frauen sich mit großem Einsatz von der Kultvierung einiger Gemüsebeete zur Bewirtschaftung einer Vielfalt von Feldern emporgearbeitet hat und wo mittlerweile Marktfahrerinnen aus dem Umland gezielt zum Einkaufen hinkommen. Mit dieser Gruppe von Frauen verbindet mich nun fast schon so etwas wie Freundschaft.

Wie reist es sich als Frau in Senegal?
Ich war in Senegal nur selten allein unterwegs, immer ohne Probleme. Ich höre auch von (jungen) Frauen, dass sie selbstständig im Land gereist sind, mit öffentlichen Bussen, und keine besonderen Schwierigkeiten hatten. Als alleinreisende/r AusländerIn muss man oder frau natürlich damit rechnen, von selbsternannten Guides und Händlern angesprochen zu werden, dagegen kann man sich durch entschiedenes Auftreten wehren. Und vergessen wir nicht: Diese Menschen sind meist wirklich auf Arbeitssuche und nicht auf Anmache aus.

(Das Gespräch wurde im Mai 2019 geführt.)

 


 

Durch Selbstbestimmung unterwegs zur Unabhängigkeit daheim?

Von der Emanzipation allein reisender Frauen

von Marie-Luise Buchinger & Harald A. Friedl

Marie-Luise Buchinger
Photo: Marie-Luise Buchinger

Von pauschal zu individual: Als Touristinnen legen Frauen einen klaren Trend vor und entscheiden sich immer öfter dazu, alleine zu verreisen. Die von Daheimgebliebenen geäußerten Sicherheitsbedenken dazu sind zwar gut gemeint, aber längst nicht mehr zeitgemäß. Hinter der Reise alleine steckt ein hochemanzipativer Effekt für Frauen: Sie fühlen sich nach der Reise eigenständiger, unabhängiger und gelassener, behauptet Marie-Luise Buchinger im Rahmen ihrer Bakkalaureatsarbeit für das Studium „Gesundheitsmanagement im Tourismus“. Dazu befragte sie neun Frauen im Alter von 22 bis 60 Jahren mit entsprechenden Reiseerfahrungen auf allen Kontinenten. Der Effekt weiblicher Emanzipationsförderung infolge der alleine unternommenen Reisen wurde anhand der Parameter Eigenständigkeit, Unabhängigkeitsgefühl und Problemlösungsstrategie gemessen. Entstanden ist dieses Forschungsinteresse durch persönliche Reiseerfahrungen der Autorin, die nachhaltige weibliche Emanzipationsförderung von Frauen im Bildungsbereich auf ihrer weiteren Agenda hat.

Frauen auf Reise
Photo: Marie-Luise Buchinger

Fast 400 Jahre lagen zwischen Magellan’s Weltumsegelung im frühen 16. Jahrhundert und jener der Polin Krystyna Chojnowska-Liskiewicz 1978. „Warum dauerte das solange?“, könnte man sich fragen – und sollte man sich auch.

Reisen zu explorativen Zwecken galt stets als Männerdomäne, und nur selten wurde eine Frau zu Schiff, zu Kutsche oder zu Flugzeug gelassen, denn „es schickte sich nicht“, Frauen seien „zu schwach“ gewesen, um eine Reise zu überstehen. Dies erschwerte den Befreiungsschlag aus dem traditionalistischen Rollenbild des „schwächeren Geschlechts“ umso mehr. Dieses umfasste schließlich ihre Funktion in der Familienpflege und in deklarierten „Frauenberufen“. Dass sie eines Tages von der Sammlerin zur Jägerin nach eigenen Erfahrungen unterwegs sein würde, hätte wohl einstmals so manchem Patriarchen einen müden Lacher gekostet.

Zum Glück muss sich Frau von westlicher Welt nicht mehr mit verstaubten Auffassungen aus vergangenen Tagen beschäftigen. Die emanzipatorischen Bewegungen ab den 1960er-Jahren und die damit verbundene Herauslösung der Frau aus konventionellen Gesellschaftsstrukturen wurden im Zusammenspiel von neuen Erwerbsformen, Bildungszugängen und Gesetzesangleichungen zur längst überfälligen Befreiung für ein gesamtes Geschlecht.

Diese Freiheit findet nun ihre Bestätigung in individualisierten Reiseformen vieler Frauen. Als Motive dafür stehen das Streben nach Eigenständigkeit, das damit verbundene Erleben von Unabhängigkeit und die gezielte Überwindung von Alltagsstrukturen und -prozessen. Anders als bei ihren männlichen Reisekameraden ergeben sich bei Frauen jedoch andere Problemstellungen: So erweisen sich etwa die Sicherheit des Ziellandes und die dort herrschende kulturelle Einstellung gegenüber Frauen viel öfter als entscheidende Kriterien der Eignung eines Reiseziels für Frauen. Zudem müssen sich Frauen oft vor Reiseantritt von ihrem Umfeld anhören: „Das traust du dich? Alleine? Als Frau?“ – eine Aussage, die deutlich macht, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter im gesellschaftlichen Ansehen längst noch nicht umfassend erreicht ist.

Auch nach der Rückkehr von einer solchen Reise trägt das unterwegs entwickelte Unabhängigkeitsgefühl zu Hause zu größerer Eigenständigkeit bei. Wer sich auf Reisen Problemen alleine stellen musste, erweiterte und vertiefte dadurch seine Problemlösungsstrategien und wendet diese, wieder daheim, häufig auch im Alltag weiterhin erfolgreich an. Diese Erweiterung des gewohnten Problemlösungsrepertoires lässt zu, dass weibliche Globetrotterinnen dazu neigen, sich emanzipierter zu fühlen und selbstbewusster aufzutreten als jene, die ihr gewohntes Umfeld seltener, bevorzugt in einer geführten Reiseform, oder nur in Begleitung eines Reisepartners verlassen. Allerdings ist noch zu wenig erforscht, ob diese Form des Emanzipationsprozesses auch durch die Bewältigung alltäglicher Herausforderungen des Lebens greifen könne. Es wird jedoch vermutet, dass der Einfluss eines konservativen sozialen Umfeldes einer veränderten, emanzipierteren Selbstwahrnehmung von Frauen wesentlich entgegenstehe.

Frauen auf Reisen
Photo: Marie-Luise Buchinger

Wer als Frau seine vertraute Bezugsgruppe vorübergehend verlässt und auf solchen Reisen allein und aktiv seine „Frau“ stehen muss, fördert seine weibliche Emanzipation. Denn Emanzipation bedeutet in seinem Wesenskern die Überwindung von Abhängigkeit. Eben diese kann man bekanntlich auf Reisen am besten hinter sich lassen. Aus dieser Perspektive wird die Herausforderung zur Chance für die persönliche Entwicklung, etwa wenn das Handy „tot“ oder die Bankomatkarte gesperrt ist, oder wenn das zugesicherte Transportmittel nicht auftaucht und „Frau“ dadurch auf sich alleine gestellt ist. Not macht erfinderisch, und eben diese erzwungene Tugend der Kreativität können allein reisende Frauen für ihre emanzipative Persönlichkeitsbildung nutzen.

Fazit: Wer fernab einer gesicherten Infrastruktur mit Hand und Fuß verhandeln kann, um in einer schwierigen Situation wieder Oberwasser zu erlangen, der kann auch zu Hause selbstsicher die Frage stellen: In welcher Welt sind Frauen noch „zu schwach“?

 

Tauchen
Photo: Marie-Luise Buchinger

 


 

Frauen stärken als Königsweg zu einer nachhaltigeren Welt ...?

Die UNO beschloss 2015 die " Agenda 2030 " mit ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Welt. Ziel Nr. 5 ist ausdrücklich die Geschlechtergleichheit. Viele weitere Ziele sind eng mit diesem Ziel eng verzahnt, wie hochwertige Bildung (Ziel 4), Bekämpfung von Armut (Ziel 1) und Hunger (Ziel 2), Gesundheit (Ziel 3) sowie menschenwürdige Arbeit (Ziel 8) und nachhaltiger Konsum (Ziel 12). Lässt sich demnach mehr und gezielte Frauenförderung als Königsweg für die Agenda 2030 betrachten?

HARALD A. FRIEDL, Professor für Nachhaltigkeit und Ethik im Tourismus am Institut für Gesundheits- und Tourismusmanagement der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg, und CORNELIA KÜHHAS, Expertin für Nachhaltige Tourismusentwicklung, Entwicklungszusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit bei der Naturfreunde Internationale, wagten wieder das Vergnügen eines Diskurses über diese schwierige Frage …


Friedl: In der Entwicklungszusammenarbeit gilt seit vielen Jahrzehnten das Primat: Schaffe Jobs für Männer, und sie werden das Einkommen für Prestige-Konsum und Alkohol verbrauchen und die Familie „hängen“ lassen. Schaffe Jobs für Frauen, und das Geld kommt bei den Familien an. Das scheint immer noch in hohem Maße zu gelten. In Uganda etwa existiert ein enormes Alkoholismus-Problem unter Männern. Die ökonomische Stärkung von Frauen würde dieses Problem beträchtlich entschärfen.
Kühhas: Die Flucht in den Alkohol hat sicherlich mehrere Ursachen, möglicherweise liegt sie auch darin begründet, dass Perspektiven fehlen ... oder vielleicht sind es auch gerade die alten, traditionellen Rollenbilder – der starke Mann, der seine Familie ernähren muss –, die auch die Männer unter Druck setzen, dem sie mitunter nicht gewachsen sind?
Die ökonomische Stärkung der Frauen ist sicherlich wichtig. Aber das Empowerment von Frauen und Mädchen funktioniert nur, wenn auch Männer und Buben eingebunden sind. Es ist ein gemeinsamer Prozess, ein gemeinsames “Lernen”. Das Empowerment von Frauen bedeutet ja auch, Geschlechterstereotypen zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Ziel muss die Gleichstellung der Geschlechter sein, davon profitieren dann alle.

Friedl: Ein zentrales Dilemma in der Frauenförderung stellt die Mutterschaft dar: Einerseits erschwert die Verantwortung für Kinder Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt, damit zur ökonomischen Eigenständigkeit und auch zum sozialpolitischen Aufstieg. Andererseits stärkt die Mutterschaft häufig die Fähigkeit der Empathie und der Verantwortung für eine gesunde Umwelt des Kindes. Kurz: Mutterschaft steigert die Chance für nachhaltigkeitskonformes Denken und Handeln. Wohin wir kommen müssen, ist die Akzeptanz von Elternschaft als gelebte Fürsorge gegenüber Menschen und der Welt – bei Männern und Frauen. Und beide entsprechend kompetente Geschlechter brauchen wir auch am Arbeitsmarkt. Sonst wird die „Welt“ außerhalb der Familie wiederum nur von Ellbogen-Experten dominiert.
Kühhas: Eigene Kinder ändern sicher den Blick der Eltern auf die Welt. Aber Elternschaft per se impliziert nicht unbedingt, dass man auch nachhaltiger handelt. Aber vor allem darf nicht wieder der Großteil der Erziehungsarbeit in den Familien den Frauen aufgebürdet werden, die Männer müssen stärker in die Verantwortung genommen werden. Wichtig wäre, dass die Arbeitgeber den Eltern die Möglichkeit geben, die Arbeitszeiten flexibel zwischen Mutter und Vater aufzuteilen. Und die Bedeutung der „Familienarbeit” muss stärker in der Gesellschaft und vor allem auch in der Arbeitswelt anerkannt werden. 

Friedl: Frauen gezielt durch ihren Einsatz auf mächtige Positionen zu fördern, genügt alleine nicht, um auch Nachhaltigkeits-Werte auf Führungsebenen zu implementieren. Macht ist zweifellos unverzichtbar als Instrument der Gestaltung und Durchsetzung von verantwortungsbewusstem Wandel. Doch wissen wir aus Studien auch, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, unter bestimmten Rahmenbedingungen als „Machos“ agieren und damit auch zum Missbrauch von Macht tendieren. Wir brauchen darum auch möglichst viele „starke“ und „kritische“ Frauen auf allen Ebenen, um Nachhaltigkeit als System fördern und tragen zu können: um die Führungspersonen positiv zu beeinflussen. Denn jedes soziale System ist letztlich ein Wechselwirkungsprozess.
Kühhas: Frauen in Führungspositionen heißt nicht automatisch, dass Nachhaltigkeit in den Unternehmen auch gelebt wird bzw. dass diese Unternehmen nachhaltiger agieren als andere. Männer und Frauen üben „Macht” unterschiedlich aus – und ich sehe auch hier beide, Frauen und Männer, in der Pflicht: Es braucht kritische Frauen und Männer, um Machtmissbrauch – egal von wem – zu verhindern bzw. aufzuzeigen. Und Männer wie Frauen müssen verstehen lernen, wie Macht und Nachhaltigkeit zusammenspielen ...

Friedl: Gerade im internationalen Kontext müssen wir mit einer zu einseitigen Förderung von Frauen vorsichtig sein, weil in vielen außereuropäischen Kulturen (aber auch in Europa selbst) die Rollenverteilungen zwischen Mann und Frau noch stark traditionell geprägt sind. Hier braucht es viele Begleitmaßnahmen, damit es weniger zu einem „weg vom Mann, hin zur Frau“ kommt. Vielmehr sollten Förderungen in einer Weise greifen, damit die Effekte als Stärkung der Lebensqualität aller Geschlechter empfunden wird. Die Herausforderung dabei: Erst ein emanzipierter Mann wird eine emanzipierte Frau als Bereicherung und nicht als Bedrohung empfinden …
Kühhas: Da kann ich nur zustimmen. Das Ziel muss die Geschlechtergerechtigkeit sein, ein faires Miteinander von Männern und Frauen und ein Dialog auf Augenhöhe. Männer dürfen nicht gegen Frauen, Frauen nicht gegen Männer ausgespielt werden. Das ist natürlich ein Lernprozess für beide Seiten, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist ...