Info-Mail Juni 2025

Longevity – ein zukunftsweisender Trend für Wellness-Resorts der Luxusklasse? Eine „Forschung in Progress“ von JULIA LACKNER
Text: HARALD A. FRIEDL
Junge merken es (noch) kaum, doch wir werden immer älter und kommen unserem Ende unerbittlich näher. Diese Sichtweise auf den normalen Lebensverlauf wie generell auf Altern und Tod wandelt sich in unserer hochmodernen Gesellschaft – und wird zum unangenehmen Nebeneffekt des Lebens, den es bestmöglich hinauszuzögern gilt. Möglich ist vieles, vorausgesetzt man … Ja, was? Welche Antworten die Gesundheitswissenschaften zu den wichtigsten Rahmenbedingungen für ein langes, gesundes Leben liefern, erforscht derzeit JULIA LACKNER, Studierende am Masterstudiengang „Gesundheit-, Tourismus- und Sportmanagement“.

Das Drama von erfolgreichen, attraktiven und lebensfrohen Menschen war seit jeher der unaufhaltbare Fluss der Zeit. Superstars aus der Unterhaltungsbranche verkauften ihre Seele an Schönheitschirurgen, um die äußeren Zeiten des stets nagenden Zahns der Zeit zu kaschieren. Doch bleibt der schrittweise Abbau des Körpers – und damit die Annäherung eines natürlichen Endes – unaufhaltsam, selbst für Super-Reiche. Der gewaltige Aufschwung von KI befeuerte die Popularität der Philosophie des Transhumanismus, der das Wesen des Menschen lediglich als evolutionäre Phase betrachtet. Aufgabe der Menschheit sei es darum, durch Wissenschaft und technologische Fortschritte neue Formen des Daseins zu entwickeln, die auf eine Überwindung der Sterblichkeit durch eine Verschmelzung von Körper und Technologie zielen: das digitalisierte Gehirn in einem geklonten Körper?
In eine völlig andere Richtung weist das Konzept der „Longevity“: Hier steht – im Gegensatz zum Transhumanismus – die bestmögliche Erhaltung und Stärkung des menschlichen Körpers in seiner Einheit mit dem biologisch verankerten Geist im Mittelpunkt. Zur Lösung der Frage, wie Menschen möglichst gesund und lange altern können, werden systematisch die Faktoren erfasst, welche Körper und Geist belasten und damit die Gesundheit gefährden. Im Gegenzug werden jene Faktoren identifiziert, die eine dauerhafte, resiliente Vitalität fördern. Die erhofften Erkenntnisse sind besonders für luxuriöse gesundheitstouristische Betriebe relevant, in denen Menschen mit hoher Bereitschaft verkehren, in wirkungsvolle Behandlungen für ein längeres, gesundes Leben zu investieren. Was also könnte das sein?
Die bisherigen Forschungsergebnisse lassen erkennen, dass die relevanten Einflussfaktoren auf Lebensdauer und Gesundheit von Menschen äußerst vielfältig und in ihrem Wirkungsgefüge sehr komplex sind. Denn wir leben nicht auf einer abgelegenen paradiesischen Insel, sondern in einer modernen Gesellschaft mit vielen lebens- und gesundheitserhaltenden Errungenschaften – wie Hygiene, Impfungen, gesunde Unterkünfte und Arbeitsbedingungen. Andererseits belasten auch zahlreiche Kehrseiten dieser Gesellschaft die Gesundheit. Reizüberflutung und damit verbundener Stress, Umweltverschmutzung durch Mikroplastik, Nuklearstrahlung oder emittierte Schadstoffe, belasten Körper und Geist. Doch auch der kulturbedingte Mangel an „guten“ Belastungen aufgrund von Bewegungsmangel oder die Überversorgung mit fetten, ballaststoffarmen industriellen Nahrungsmitteln torpedieren unsere Gesundheit und damit unsere Chancen auf ein langes, qualitätsvolles Leben.

Die vorerst interessanteste Einsicht dieser „Forschung in Progress“ ist gleichsam die Synthese dieser Einzelerkenntnisse: Die Voraussetzung für Longevity ist … Nachhaltigkeit! Was zunächst etwas plakativ wirkt, entlarvt bei näherer Betrachtung seine Schlüssigkeit. Denn das Konzept von Nachhaltigkeit, verstanden als holistisches Konzept der Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen der Verfügbarkeit und der Nutzung von Ressourcen, in der Verteilung von Entwicklungschancen an gegenwärtige wie zukünftige Generationen, ist aufgrund seiner Grundprinzipien auf gesunde Dauerhaftigkeit ausgelegt. Dies wird mit folgenden Überlegungen schlüssiger:
- Eine kranke ökologische Umwelt führt zu Krankheit und Tod. Eine gesunde Umwelt hingegen ist kein Garant, wohl aber eine Grundvoraussetzung für ein langes gesundes Leben. Achtsamer Umgang ist darum eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des eigenen Lebens.
- Eine sozial angespannte, von Konflikten geprägte sozial-ökonomische Umwelt steigert das Risiko, selbst Opfer von Gewalteskalation zu werden. Investitionen in den sozialen Frieden durch eine gerechte Verteilung von wirtschaftlichen und persönlichen Entwicklungschancen ist somit die beste Versicherung für ein langes, gesundes Leben.
- Rauchen und Alkohol fördern das Krebsrisiko, Zucker und gesättigte Fettsäuren das Herzinfarkt-Risiko … Dass die gezielte Zufuhr von toxischen Stoffen und hochgradig belastenden Nahrungsmitteln die Lebenschancen mindern, liegt auf der Hand. Allerdings ist der Genuss von Giften wie Alkohol und Zucker tief in unserer Kultur und Ökonomie verankert. Wer somit ernsthaft die eigene Gesundheit dauerhaft erhalten will, wird nicht umhinkommen, auch den Lebensstil zu ändern. Das wiederum kann zu sozialen Konflikten führen, weil man plötzlich nicht mehr „lustig“ ist und mitmacht …

Die bisherigen Ergebnisse werfen zahlreiche Fragen auf, wie diese Ansätze in den Kontext eines luxuriösen Wellness-Zentrums integriert werden können. Wie etwa lässt sich ein „Weniger als Mehr“ schlüssig vermarkten und dafür auch noch Geld verlangen? Konstruktive Antworten darauf bieten bereits jene Luxusbetriebe in Österreich, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind. Hier wird sichtbar, wie Luxus mit Nachhaltigkeit im Tourismus verbunden und erfolgreich vermarktet werden könnte. Denn eine saubere und stressfreie Umwelt ist – zumindest für viele Menschen auf diesem Planeten – ein echter Luxus.

Die Person hinter dieser Forschung ist JULIA LACKNER, die sich aktuell im 4. Semester ihres Masterstudiums „Gesundheit-, Tourismus- und Sport-Management“ an der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg befindet. Derzeit führt sie mit Vertreter*innen aus der internationalen Forschung zu Longevity wie auch mit den Manager*innen von Luxus-Resorts Interviews, um Fragen der praktischen Umsetzung von gesundheitsstärkenden Maßnahmen zu diskutieren. Fachlich betreut wird sie von der Wellness-Expertin Karin Niederer von Kohl & Partner sowie Lehrende für Spa Management an der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg.