Infomail Februar 2025

Bucherscheinung „Digital Literacy im Tourismus – Perspektiven – Modelle – Potentiale“
Welche digitalen Kompetenzen benötigen Mitarbeiter*innen im Tourismus, um mit den Erwartungen und Bedürfnissen ihrer Gäste mithalten, ja diese übertreffen zu können? Die im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte entwickelten Antworten wurden nun in einem Sammelband veröffentlicht und sind als eBook frei verfügbar.

Ein Buch ist wie ein Fels in der Brandung der digitalen Informationsflut. Einen solchen Fels setzten Daniel Binder, Robert Gutounig und Birgit Phillips von der FH JOANNEUM mit der Herausgabe eines Sammelbandes über „Digitale Kompetenzen im Tourismus“. Darin finden sich die geballten Erkenntnisse aus Projektkooperationen zwischen den Instituten Gesundheits- und Tourismusmanagement sowie Journalismus und digitale Medien an der FH JOANNEUM sowie des Instituts für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz. Dieses Konsortium hatte im Rahmen des Projekts „Digi-T: Digital Literacy im steirischen Tourismus“ die vorherrschenden Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Potentiale in der digitalen Bildung im Tourismus untersucht. Im neu vorliegenden Sammelband erläutert Daniel Binder die zentralen Hintergründe, Zielsetzungen, Methoden und Erkenntnisse des Projekts.
Aufbauend auf der Diskussion der Forschungsergebnisse des Projekts entwickeln Birgit Phillips und Christoph Bauer ein Digitales Kompetenzmodell für den steirischen Bildungssektor. Aus diesen Ergebnissen erwuchs das von der Arbeiterkammer Steiermark geförderte Nachfolgeprojekt „MOOC4tourism: Digitale Bildung im steirischen Tourismus“ (2022–2024). Dabei wurde ein Bildungsangebot als MOOC zum Erwerb und der Höherqualifizierung von digitalen Kompetenzen von Mitarbeiter*innen im steirischen Tourismus entwickelt. Der Pilotkurs wurde mit Mitarbeiter*innen in der Erlebnisregion Thermen- & Vulkanland durchgeführt und evaluiert. Die Projektergebnisse diskutieren die Autor*innen Robert Strohmaier, Gerhard Sprung, Natasa Sfiri und Daniel Binder in ihrem Buchbeitrag. Kritische Fragen um die vielschichtigen Folgen der Digitalisierung erörtert Harald A. Friedl in seinem Essay über „KI-Ethik im Tourismus“. Den Abschluss des Bandes bilden praktische Anwendungsbeispiele für Digital Customer Journeys in Tourismusbetrieben, die sich an digitalbasierten Gästeerwartungen orientieren.
Der Sammelband verbindet theoretische Hintergründe mit der Praxis von konkreten Anwendungen und bietet dadurch eine hilfreiche Grundlage für die Auseinandersetzung mit einem der dynamischen und drängenden Themen im Tourismus. Denn Digitalisierung schreitet rasant voran. Daran führt kein Weg vorbei. Doch anstatt wie ein wirres Huhn panisch herumzurennen, lohnt es einen Schritt zurückzutreten und die Zusammenhänge in Ruhe zu verstehen.
Binder, D., Gutounig, R. & Phillips, B. (2024). Digital Literacy im Tourismus: Perspektiven – Modelle – Potentiale. Verlag der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH. https://epub.fh-joanneum.at/obvfhjoa/download/pdf/10538453
Klimaschonende Buffets in der Hotellerie
Die Gastronomie ist nach dem Verkehr die wichtigste Quelle für Klimaemissionen im Tourismus. Besonders klimabelastend sind (rind-)fleischlastige Buffets. Dieses Problem hatte Leah-Isabell Heuer in ihrer Studie aufgegriffen, um klimafreundliche Ernährungskonzepte für österreichische Ferienhotels zu entwickeln. Unter kritischer Analyse innovativer Ernährungstrends und auf Basis einer quantitativen Online-Befragung entwickelte die Autorin ungewöhnliche Buffet-Alternativen, die in jedem Fall spannend und exotisch wirken, jedenfalls aber die Klimabelastung reduzieren. Mag manches Angebot noch nicht ganz den Mainstream-Vorstellungen entsprechen: Geschmäcker ändern sich bekanntlich …

Der Gast ist König – das galt in Zeiten des Tourismus, als Wachstum das oberste Ziel im Tourismus war, koste es, was es wolle. Seit die Umweltkosten des Tourismus sogar die natürlichen Grundlagen dieses Wirtschaftszweigs angreifen, beginnt die Suche nach neuen Wegen. Einer dieser Wege ist die Neugestaltung des gastronomischen Angebots im Tourismus. Hier sind es vor allem fleischlastige Buffets, die hohe Mengen an Treibhausgasen emittieren. Um Unternehmen einen Ausweg zu eröffnen, widmete sich Leah-Isabell Heuer der Suche nach innovativen und klimafreundlichen Buffet-Varianten.
Die Studierende am Master-Studiengang „Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Tourismus“ der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg bediente sich dazu einiger neuartiger Lebensmittelentwicklungen wie u.a. die Nutzung von Insekten, Quallen oder von Fleisch aus Zellkulturen. Die Akzeptanz solcher Angebote testete sie mit Hilfe einer Online-Befragung, um dann konkrete Buffet-Rezepte für klimafreundliche und auch gesündere Angebote zu entwickeln. Die Ergebnisse erscheinen aus Sicht des gegenwärtigen Geschmacks noch als herausfordernd, doch Geschmäcker ändern sich, und die Gastronomie lebt – wie der Tourismus insgesamt – immer auch von neuen abenteuerlichen Erfahrungen.
Die Masterarbeit ist auf der Forschungsplattform des BMAW für Forschungsarbeiten zu den SDGs im Tourismus unter dem SDG 12 veröffentlicht: https://www.bmaw.gv.at/dam/jcr:f32d9dbd-089b-40fd-8cdf-05132f29642b/Heuer_2024_SDG12.pdf
Die Kurzfassung der Erkenntnisse erscheint in Kürze in Tourismus Wissen – quarterly 39: https://www.club-tourismus.org/tourismuswissen-quarterly
Studierenden-Team entwickelt gruseliges Exit-Room-Konzept für Schloss Poppendorf
Zwischen hohen Bäumen schlummert, tief in der Südoststeiermark gelegen, das malerische Schloss Poppendorf, das auf seine „Erweckung“ hofft. Ein Studierenden-Team der FH JOANNEUM hat nun ein Spiel entwickelt, das Gästen in den Räumen des Schlosses spannende und gruselige Erlebnisse eröffnet.
Das prachtvolle Schloss Poppendorf war einst das Zentrum der Österreichischen Pop-Welt, als im Jahr 1971 im Zentrum der Südoststeiermark ein „Mini-Woodstock“ veranstaltet wurde. Seither verfiel das Schloss in einen Dornröschenschlaf, den es nun zu wecken galt. Dazu erforschte ein Studierenden-Team der FH JOANNEUM die illustre Geschichte des Hauses und seiner Ahnenreihe, um Material für einen attraktiven touristischen Event zu sammeln: ein Exit-Room-Konzept. Damit sollen neue Gästegruppen eingeladen werden, in den exotisch anmutenden Räumen des Schlosses nach Spuren und Hinweisen zu suchen, während die Uhr tickt ... Die gefundenen Puzzleteile, richtig zusammengesetzt, verraten den Weg zum verborgenen Schatz …
Das Konzept spricht Fans von Grusel und Herausforderungen an, um sie in dieses bezaubernde Herz der Südoststeiermark auf der Suche nach Abenteuern und Entdeckungen zu locken. Für Schloss Poppendorf eröffnet dies eine Chance wieder mehr Tourist*innen anzulocken. Schon heute einen spannenden Besuch verspricht die Burgschenke mit ihrer skurrilen Einrichtung.
Das Projekt selbst entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung „Change Management and Sustainability“ unter der Leitung von Harald A. Friedl im Bachelor-Studiengang Gesundheit- und Tourismus Management. Dort hatten die 11 Team-Mitglieder die Aufgabe, eine Idee zur Attraktivierung des Schlosses zu entwickeln. Im Zuge eines Kreativworkshops kristallisierte sich der interessanteste und praktikabelste Lösungsansatz heraus: die Konzeption eines Exit-Room-Spiels. Doch grau ist alle Theorie. Die erfolgreiche Generalprobe des Spiels fand am 21. Jänner vor den Augen der Schlossherr*innen sowie des Schlossgespensts statt: ein verfluchter Urahne soll in einer Türe verschwunden sein und starrt seither aus dieser Türe heraus auf jede*n Zimmerbesucher*in. Erlösung gibt es da nur mit einer Flucht in die Schlossschenke auf einen kühlen Drink unter den Augen von staubigen Adlern und Hirschen …
Training in Empowerment und Marketing für Absolventinnen der Nähschule Lahore, Pakistan
Witwen haben es in Ländern des Südens schwer, ihre Familie allein über die Runden zu bringen. Denn Erfolg beruht auch auf Selbstvertrauen und gelingender Kommunikation. Genau das wird bei Mädchen kaum gefördert. Ein Studierenden-Projekt der FH JOANNEUM entwickelte nun als Ausweg ein Online-Training für sozial benachteiligte Frauen in Lahore, Pakistan.

Lahore ist eine Megastand in Pakistan nahe der indischen Grenze, wo die Armut besonders unter Frauen stark verbreitet ist. Besonders schwierig wird das Leben für Frauen, die ihre Ehemänner verlieren. Dies bedeutet nicht nur den Verlust der wichtigen Einkommensquelle, sondern auch des „Repräsentanten“ gegenüber der Außenwelt. Um hier Abhilfe zu schaffen, gründeten die katholischen Schwester Zakia und Harald A. Friedl, Professor für Nachhaltigkeit an der FH JOANNEUM, eine Nähschule als Qualifizierungschance für einkommensschwache Frauen. Die Schule wird mittlerweile von „Christen in Not“ finanziert, und bereits 30 Frauen haben nach einem 8-wöchigen Intensivkurs ihr Diplom und eine mechanische Nähmaschine erhalten. Technisches Know-how ist zwar die Voraussetzung, um etwas produzieren zu können. Doch ohne erfolgreiche Vermarktung kein wirtschaftlicher Erfolg. Dazu bedarf es jedoch kommunikativer Kompetenzen, auf deren Entwicklung bei Mädchen in traditionellen pakistanischen Familien kaum geachtet wird. Hier besteht somit dringender Handlungsbedarf.
Diesen erkannte ein Studierenden-Team der FH JOANNEUM. Die Damen Chiara Guidassoni, Viktoria Holler, Carina Prettenhofer, Lena Riegler und Vanessa Unger besuchten das Fach „Change Management and Sustainability“ im Studiengang „Gesundheit und Tourismus Management“. Als Antwort auf die Aufgabe, „die Welt zu verbessern“, hatten sie es sich zum Ziel gesetzt, in diesen Schneiderinnen die Energien für ein überzeugendes Auftreten gegenüber Kund*innen zu mobilisieren. Dazu entwickelten sie den zweistündigen, interaktiven Workshop „Show Your Strength – Build Your Success“, der auf die Überwindung von Selbstzweifeln zielte. Dazu wurden u.a. die Teilnehmerinnen ermutigt, persönliche Erfahrungen zu teilen und einander zu unterstützen, wodurch ein starker Gemeinschaftsgeist entstand. Auch vermittelte Atemübungen unterstützen die Frauen dabei, innere Ruhe und Klarheit zu finden und ihre persönliche Stärke zu festigen.
Das alles klingt recht einfach, doch damit dieser Workshop gelingen konnte, mussten erst bestehende geografische, technische und kulturelle Barrieren überwunden werden. So sind Stromversorgung und Internetverbindung in Pakistan von ständigen Unterbrechungen geprägt. Zudem hatten sich die pakistanischen „Schülerinnen“ noch nie zuvor mit Europäerinnen ausgetauscht. Doch in eben diesen unvorhersehbaren Entwicklungen liegt das Wesen von Abenteuer, dem sich sowohl die pakistanischen wie auch österreichischen Damen erfolgreich stellten. Die – letztlich unterbrechungsfreie – technische Abwicklung und Organisation oblag Schwester Zakia, die nötigen Finanzen für den pakistanischen IT-Techniker steuerte Harald A. Friedl bei. Am Ende waren alle glücklich und ein kleines Stück erfahrener und mutiger. Denn oft sind es kleine Erkenntnisse, welche ein Fenster zu einer neuen Sicht auf die Welt – und damit auch den Weg zu mehr Erfolg – öffnen.